16. Juli 2017

gestern.

Gestern war es genau eine Woche her, dass mein Freund nach zwei Jahren Beziehung über Whatsapp mit mir Schluss gemacht hat. Und die Erklärung? Dass es ihm zu viel wurde, dass ihm alles zu viel wurde, dass er keine Lust mehr auf die Verantwortung für eine Beziehung und mich als seine Partnerin hat. Das zu akzeptieren ist schwer. Natürlich habe ich auch gemerkt, dass er sich in dem letzten halben Jahr zunehmend zurückgezogen hat. Es waren gute Tage dabei, aber auch viele schlechte und dadurch viele Streits. Vor allem in den letzten zwei Monaten. Mir hat es in meiner Beziehung zuletzt an vielem gefehlt. An Liebe, Zuneigung, und Wertschätzung. An der Initiative seinerseits, dass wir etwas unternehmen, an Aufmerksamkeit und Komplimenten und vielem mehr. Ich habe viel Ablehnung erfahren und war unglücklich damit. Ich habe das alles öfter kritisiert, angesprochen und versucht zu ändern. Ich hätte in uns noch eine Chance gesehen, bzw. uns noch eine Chance gegeben, auch wenn ich insgeheim wusste, dass es nicht mehr so werden kann wie früher. Dadurch hatte er eine zu hohe Mauer um sich gezogen, sich zu sehr von mir abgewendet. Aber ich bin ein Kämpfer und für die Liebe hätte ich noch lange gekämpft. Diese Chance wurde mir genommen und so langsam fange ich an, damit klarzukommen. Trotz allem war gestern nämlich ein guter Tag, zumindest von meiner Laune her. Ich habe gestern nicht geweint und muss auch gerade nicht weinen wenn ich das hier schreibe. Fortschritte. Kleine Fortschritte jeden Tag, aber Fortschritte. Ich brauche aber irgendwie noch die räumliche Distanz. Ich fahre momentan lieber jeden Tag 35 Minuten zur Arbeit, als dass ich im Schwesternwohnheim schlafe, wo er nur ein paar Türen weiter wohnt. Ich habe aber auch niemanden im Wohnheim. Mein Alltag bestand neben der Arbeit viel aus ihm und diesem Bewusstsein und dieser Leere kann ich mich noch nicht richtig stellen. Mir fällt dort sowieso die Decke auf dem Kopf und wenn jetzt noch mein einziger Punkt der Abwechslung weg fällt, ist das ganz schön schwer die Zeit dort rumzubekommen. Aber auch das wird irgendwann wieder möglich sein, mal abgesehen davon, dass es sowieso nur noch anderthalb Monate dort sind.
Es ist für mich unglaublich toll zu sehen, wer, selbst von meinen nur noch flüchtigen Freunden, in dieser Zeit bedingungslos für mich da ist. Das erfüllt mich mit so viel Stolz und Demut, ich kann gar nicht genug Danke sagen.

Gestern gab es aber auch einen schönen Lichtblick in Form einer Person. F kenne ich schon länger, da ich mal mit ihm zusammengearbeitet habe. Damals waren wir aber beide noch in einer Beziehung und hatten keinen Kontakt oder sowas. Wir waren nur Arbeitskollegen und haben uns gut verstanden. Trotzdem wusste ich da schon, dass er ein ziemlich guter Kerl ist und eigentlich auch voll mein Typ. Ich habe öfter an ihn gedacht und wie es wäre wenn wir Kontakt hätten, aber das war ja alles nur Phantasie. Vor zwei Wochen habe ich eine neue Freundin kennengelernt und sie ist sehr gut mit ihm befreundet. Da die zwei aber Probleme haben, habe ich sie gestern Nacht noch zu ihm gefahren, damit die beiden das klären können. Im Endeffekt hat sie mich zwischenzeitlich mit ihm alleine vor der Haustür sitzen lassen und es nach großem Hinundher erst spät geklärt. Ich hatte trotzdem eine nette Unterhaltung in der Zeit und habe die Zeit eigentlich genossen. Später kam sie dann zurück und die beiden konnten reden, naja, eher sie hat geredet, aber er hat ja zugehört. In der Zeit war ich kurz zu ihm in die Wohnung auf Toilette und habe mir dort einfach einen Zettel und einen Stift gesucht und ihm ein Stück Papier mit "schlaf gut :)" aufs Bett gelegt.
Als meine Freundin und ich dann endlich heimgefahren sind, hatte er mir erst nur geschrieben, dass es schön war, mich zu sehen. Kurz drauf ist er dann ins Bett und hat meine Nachricht gefunden. Er hat sich so gefreut und geschrieben, dass ich ihm damit ein Lächeln ins Gesicht gezaubert habe. Das war sehr schön zu hören. Ich habe aber Angst mich da zu schnell in etwas zu verrennen und muss aufpassen. Klar, die Ablenkung mit ihm zu schreiben ist schön, aber ich muss langsam machen und meinem Herz Zeit zum Verarbeiten geben. Vielleicht meldet er sich ja auch heute schon gar nicht mehr, mal sehen. Trotzdem weiß ich jetzt umso mehr, wie gut ich ihn finde.

Heute Morgen sind meine Mama und meine Schwester in den Urlaub abgereist, ich bin also zum ersten Mal seit der Trennung viel Zeit alleine und das macht mir etwas Angst. Aber da muss ich durch und das werde ich schon schaffen. Denn über die letzten zwei Jahre habe ich sehr stark verlernt, mit mir alleine klarzukommen. Meine Probleme alleine durchzustehen und meine innere Stärke zu finden. Aber das kommt auch alles wieder.
Mit F das ist trotzdem so eine Sache. Eigentlich ist er tabu für mich, weil meiner Freundin deren Freundschaft so wichtig ist. Sie hatte auch mal leichte Gefühle für ihn und will nicht, dass ich etwas mit ihm zu tun habe. Sie ist dann eifersüchtig, wenn er mit mir mehr Kontakt hätte als mit ihr. Ich stehe zwischen den Stühlen. Eine Freundschaft, die ich erst seit zwei Wochen habe, mir einer Person, die Verhaltensweisen hat, die nicht so ganz mein Fall sind - versus ein Kribbeln im Bauch und Ablenkung und evtl. eine schöne Zeit mit F. Ich lasse das alles mal auf mich zukommen und kann ja jederzeit mit ihr darüber reden. Aber sie hat gestern auf der Heimfahrt sogar noch meine Vermutung bestätigt, nämlich, dass ich genau sein Typ bin. Keine Ahnung wohin das alles führt, wie gesagt, vielleicht meldet er sich ja auch gar nicht mehr. Erstmal abwarten und zu mir selbst zurück finden.

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